Über Schulkommunikation den digitalen Wandel gestalten

Am 5. September ging es für die fünf teilnehmenden Schulen des Veranstaltungsformats «Gesamtschulisches Kommunikationskonzept» im zweiten Workshop um die Entwicklung einer geeigneten Kommunikationsstrategie für ihre Schule. Wichtige Grundlage hierfür waren die zuvor erarbeiteten Analysen. Ein Teil davon: das Self-Assessment für die Schulkommunikation im digitalen Wandel.

Die Grundüberlegung hinter dem Assessment: Die Schulkommunikation übernimmt im digitalen Wandel der Schule eine zentrale Aufgabe in Organisations-, Personal- und Unterrichtsentwicklung. Denn die Kommunikation in und von Schulen ermöglicht, begleitet und gestaltet den Transformationsprozess auf all diesen Ebenen mit. Damit die Chancen des digitalen Wandels genutzt und die Herausforderungen gemeistert werden können, bedarf es aber mehr als der Einführung neuer Arbeitstools und Kommunikationskanäle. Denn digitaler Wandel bedeutet nicht nur, digitale Medien in den Unterricht zu implementieren, sondern auch das Schulmanagement zu digitalisieren und eine angemessene Nutzung digitaler Medien in der Organisation zu ermöglichen.

Schulleitende spielen in der Ausrichtung und Gestaltung der Schulkommunikation eine prägende Rolle. Sie müssen sich auf die veränderten Bedürfnisse der Stakeholder einstellen und gemeinsam mit allen Mitarbeitenden der Schule eine wirkungsvolle und dem digitalen Wandel angemessene Schulkommunikation schaffen. Das Self-Assessment «Schulkommunikation im digitalen Wandel» ist ein Werkzeug, um den digitalen Reifegrad der Kommunikation zu bestimmen.

Neun zentrale Handlungsfelder

 Das frei zugängliche Online-Assessment basiert auf einem Pyramidenmodell mit neun Handlungsdimensionen, die bei der Weiterentwicklung einer wirkungsvollen, dem digitalen Wandel angemessenen Schulkommunikation eine zentrale Rolle spielen. Um ein aussagekräftiges Bild zum Stand der Schulkommunikation zu erhalten, werden 60 spezifische Fragen beantwortet.

Die neun Dimensionen können dabei zu vier Ebenen zugeordnet werden. Die Basis bilden zentrale Grundlagen für die Gestaltung der Schulkommunikation. Hier geht es um die Rollengestaltung der Schulleitung (Dimension 1) und ein gemeinsames Kommunikationsverständnis (Dimension 2) innerhalb des Kollegiums als eine geteilte Haltung, wie die Kommunikation in und um die Schule gestaltet werden soll. Genauso wichtig ist das Empowerment des Kollegiums (Dimension 3). Die Mitarbeitenden müssen so unterstützt bzw. befähigt werden, dass sie im digitalen Wandel angemessen kommunizieren können.

Auf der nächsten Ebene geht es um die Organisation und damit auch um die Sicherstellung des Schulbetriebs. Hier wird die Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren analysiert: Dazu gehört einerseits die interne Kommunikation (Dimension 4). Diese unterstützt den digitalen Wandel und sichert den Schulbetrieb, indem sie den internen Informationsfluss steuert, Orientierung bietet, das Wissensmanagement unterstützt und Akzeptanz für den digitale Wandel schafft. Das externe Äquivalent dazu ist die Elternkommunikation der Gesamtschule (Dimension 5). Die Kommunikation der Lehrpersonen mit den Erziehungsberechtigten (Dimension 6) sichert den Klassebetrieb und gibt Einblick in den Klassenalltag. Im Idealfall gibt es hier über die verschiedenen Klassen hinweg eine möglichst einheitliche Kommunikation bezüglich Kanälen, Frequenz und Themen. Auch die Kommunikation der Lehrpersonen mit ihren Klassen (Dimension 7) erfolgt möglichst einheitlich und ermöglicht so einen effizienten Unterricht.

Für Schulen ist aber auch die Positionierung und Legitimation der Schule in der breiten Öffentlichkeit (Dimension 8) relevant.  Diese ermöglicht es der Schule ihr Profil nach aussen zu vermitteln. Die Schule kann Einblick in den Schulalltag und ihre Transformationsprozesse geben und so auch die Akzeptanz in der Bevölkerung unterstützen. Der Transformationsgrad der Schule (Dimension 9) bildet schlussendlich auf einer übergeordneten Ebene den Rahmen für die Schulkommunikation. In diesem Bereich geht es um Fragen zu Infrastruktur, Digitalisierung in Schulführung und Unterricht, Transformations-Mindset und Teamkultur.

Assessment ermöglicht kritische Selbstbeurteilung

Im Assessment wird jedes Handlungsfeld mit verschiedenen Statements aufgeschlüsselt, die von den Schulleitenden mit Blick auf ihre eigenen Kommunikationstätigkeiten bewertet werden können. Die eigene Bewertung wird in einer Spinnennetzgrafik visualisiert und kann am Ende des Assessments als PDF heruntergeladen werden. Damit ergeben sich für Schulleitende erste Anhaltspunkte für die Weiterentwicklung ihrer Schulkommunikation.

Darüber hinaus können Schulleitende das Assessment mittels eines personalisierten Links an weitere Mitarbeitende ihrer Schule senden. Im PDF findet sich sowohl ein Link für weitere Schulleitende als auch einer für Lehrpersonen und sonstige Mitarbeitende der Schule, wobei das Assessment für Lehrpersonen etwas kürzer ausfällt. Auch die weiteren Mitarbeitenden können am Ende des Assessments ein PDF herunterladen. Das gibt Schulleitenden die Möglichkeit, ihre Einschätzungen im Team zu diskutieren und zu vergleichen. Unter Umständen können so verschiedene Perspektiven aufgedeckt und damit eine vollständige Erfassung der Ist-Situation geschaffen werden. Erst so wird auch ein Ist-Soll-Abgleich möglich.

Entsprechend bietet das Assessment bzw. die Diskussion um die verschiedenen Einschätzungen auch eine gute Grundlage, um gemeinsam Entwicklungsschritte zu definieren. Oder aber es zeigt sich, wo die Schule weiterer Informationen für eine abschliessende Einschätzung bedarf. Diese Überlegungen können wiederum in die Ausarbeitung eines gesamtschulischen Kommunikationskonzeptes fliessen.


Abschluss Veranstaltungsangebot

Für die fünf teilnehmenden Schulen des Veranstaltungsformats ««Gesamtschulisches Kommunikationskonzept» bildete das Assessment nur einen Teil der Analysen. Auch die Identität der Schule und die bestehenden Kommunikationsmittel wurden vertieft angeschaut (siehe auch Blogbeitrag vom 24. August).

In der Kommunikationsstrategie werden nun das gemeinsame Kommunikationsverständnis entwickelt sowie Zielgruppen, Ziele und Identitätsbotschaften definiert. Auch die Frage, wie Fokusthemen in die Kommunikation integriert werden, wird beantwortet. Alle Erkenntnisse fliessen dann in die Erstellung einer Kommunikationsmatrix ein, die grob beschreibt, mit welchen analogen und digitalen Kommunikationsmitteln die Schule zukünftig kommunizieren möchte. Nach Erstellung ihres Konzeptes können die fünf Schulen in einem Feedback- und Beratungsgespräch noch einmal auf die Expertise des Fachbereichs Organisationskommunikation und Management der ZHAW . Am 3. November wird die Veranstaltungsreihe mit einem Online-Workshop abgeschlossen.

Das Veranstaltungsangebot zum gesamtschulischen Kommunikationskonzept ist Teil einer umfangreicheren Zusammenarbeit zwischen dem Volksschulamt Zürich und dem Team der ZHAW. Mit dieser Kooperation will die Fachstelle Bildung und ICT des Volksschulamts die Schulen gezielt bei der Weiterentwicklung der Kommunikation im digitalen Wandel unterstützen. Dazu erweitert das Forschungsteam «Organisationskommunikation und Management» der ZHAW die Webseiten ICT-Guide.ch und  ICT-Coach.ch  um relevante Kommunikationsaspekte.

Autorin:
Julia Grundisch
Wissenschaftliche Assistenz
IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaften ZHAW

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