Personalentwicklung im digitalen Wandel

Select * from table_name – Clubhouse – Cat.8 Kabel – IoT – für Experten aus der digitalen Welt Alltag, wir haben vielleicht schon davon gehört und haben allenfalls eine wage Vorstellung davon, was sich dahinter verbirgt. Aber was müssen die Mitarbeitenden einer Schule überhaupt wissen, anwenden, bearbeiten oder beurteilen können, um in einer sich schnell verändernden digital vernetzten Welt Schule im umfassenden Sinne gestalten zu können? Wie verändern sich Personalprozesse unter Nutzung von digitalen Technologien in den Schulen? Welche Einwirkung haben sie auf die Schulkultur, welche als sich gegenseitig beeinflussende Teilbereiche des digitalen Wandels bezeichnet werden (Kultur, Technologie und Prozesse, siehe Blog „digitaler Wandel an der Zürcher Volksschule“)?

Digitale Kompetenzen oder Kompetenzen für den digitalen Wandel an Schulen

Mit der Einführung des LP21 wurde die Definition der notwendigen ICT-Kompetenzen der Lehrpersonen für den Unterricht von den PHs angegangen. Die Weiterbildung – eine verbindliche Qualifikation im Kanton Zürich – für die Unterrichtsbefähigung für Medien und Informatik ab der 5.Klassen ist lediglich ein Teil davon. Die Anwendungskompetenzen stehen bezüglich der Herausforderungen für Lehrpersonen im Zentrum. Die Anwendungskompetenzen fordern einen durchgehenden Einbezug von digitalen Technologien im Unterricht in allen Fachbereichen. Dies bedingt eine Verbindung der inhaltlichen Kompetenz im entsprechenden Fach nicht nur mit dem methodisch-didaktischen Repertoire, sondern darüber hinaus auch mit den Digitalisierungskompetenzen der Lehrperson gemäss Dagstuhl-Dreieck. Dies beschreibt Beat Döbeli in seinem Blog mit dem DPCK-Modell, welches eine Weiterentwicklung des TPACK-Modells nach Mishra-Köhler darstellt (siehe ICT-Coach, TPACK-Modell).

Auf den ersten Blick scheint das TPACK-Modell vor allem für die Ebene Unterricht prädestiniert zu sein. Genau so braucht es jedoch auch ein Verständnis von digitalen Technologien für das neu Denken von Prozessen und der Organisation von Zusammenarbeit in den Schulen. Die Möglichkeiten auf einer gemeinsamen digitalen Plattform (z.B. Teams von Microsoft oder Classroom von Google) als Schulteam zusammenzuarbeiten, kreativ zu sein, Entscheidungen vorzubereiten, Projekte zu organisieren, bedingt auf der einen Seite technologische Kompetenzen und daneben aber auch die entsprechende Haltung und Kultur (Mindset), so zu arbeiten. Dieses zusammen Neues schaffen, vernetzt, kollaborativ und teilweise auch ergebnisoffen, wird oft als Kompetenzen für den digitalen Wandel bezeichnet. Zuerst war dies vorallem unter den 4K’s bekannt, wie sie u.a. Andreas Schleicher von der OECD als Bildungsziel formuliert hat. Dabei stehen die 4K’s für Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken und sollen den Wissenskanon mit diesen überfachlichen Kompetenzen ergänzen. Diese 4K’s sollen das Partizipieren in der digital vernetzten Arbeitswelt und Gesellschaft ermöglichen und haben somit doppelte Bedeutung sowohl als Kompetenzen für Schülerinnen und Schüler, wie auch für Lehrpersonen.

Mit den spezifischen Kompetenzen für Lehrpersonen im digitalen Wandel setzt sich der «Europäische Rahmen für die digitalen Kompetenzen von Lehrenden» (Digcompedu) auseinander. Digcompedu gliedert dabei in den Kompetenzbereich «berufliches Umfeld» im Sinne von Schule als Organisationen, vier Kompetenzbereiche zu Unterricht gestalten mit digitalen Technologien  und einen Bereich zur Förderung der digitalen Kompetenzen bei den Lernenden. Analog dem europäischen Sprachportfolio hat dieser Referenzrahmen auch die Stufung von A1 «Einsteiger» bis C2 «Vorreiter» mit den entsprechenden Erläuterungen zur Kompetenzeinstufung, was eine gute Einschätzung der eigenen Kompetenzen ermöglicht.

Abbildung: Digcompedu Kompetenzrahmen (Quelle: European Commission)

Kompetenzen sichtbar machen

Das Fernlernen hat gezeigt, dass nur als Schulteam gemeinsam die komplexen Herausforderungen umgesetzt werden können. Die verschiedenen vorhandenen Kompetenzen für den digitalen Wandel im Schulteam ergänzen sich bestenfalls. Andernfalls müssen vorhandene Lücken erkannt und geschlossen werden und dies sowohl auf der individuellen als auch der Ebene des Schulteams. Vorhandene Kompetenzen erhalten aber fürs Team dann einen Wert, wenn sie sichtbar gemacht werden. So kann die Schulleitung Mitarbeitende zusammenbringen, die Kultur des Teilens von Erkenntnissen und Erfahrungen wird gelebt z.B. bei Weiterbildungen oder die Mitarbeitenden teilen ihr ePortfolio. Dieses kann und soll auch einen Bestandteil der MAG/MAB Unterlagen darstellen.

Im traditionellen Denken ist es immer noch die Schulleitung, welche den Überblick über die vorhandenen Kompetenzen bei den einzelnen Mitarbeitenden, aber auch beim Schulteam als ganzes hat. Bei den Mitarbeitergesprächen und den Mitarbeiterbeurteilungsgesprächen besteht für die Schulleitung die Chance, die Kompetenzen für den digitalen Wandel zu thematisieren und eine gezielte Weiterentwicklung zusammen mit den Mitarbeitenden festzuhalten. Dies systematisch anhand eines Referenzrahmens zu tun z.B. wie im Digcompedu mit einem umfassenden Bezug oder dem Lehrplan21-spezifischen Semifragebogen unterstützt dieses Vorhaben.

Finden und gefunden werden

Es ist auch die digitale DNA der Schule, die über ihre Attraktivität als Arbeitgeber entscheiden kann. Im digitalen vernetzten Zeitalter wird gefunden, wer gesehen werden kann. Wenn eine Schule digitale Spuren hinterlässt, z.B. durch Beiträge in Sozialen Medien wird sie wiederum von digital affinen – allenfalls künftigen –  Mitarbeitenden gefunden. Umgekehrt findet auch eine Schule potenzielle Mitarbeitende über digitale Kanäle und dies nicht nur über offizielle Stellenausschreibungen. In der Wirtschaft haben sich Plattformen wie Xing oder LinkedIn dafür etabliert. Genutzt wird dabei, dass sich Personen mit gleichen Interessen kennen und so auch Personen vermitteln oder ihre Kompetenzen bestätigen können. In einer Interessengruppe auf einer nicht unbedingt bildungstypischen Plattform (insbesondere aus Datenschutzgründen) fand sich letzthin aber auch eine Nachfrage nach einer passenden Arbeitsumgebung.

Quelle: Facebook

Nicht neu und doch anders

Personalentwicklung im digitalen Wandel an Schulen nutzt die Möglichkeiten von digitalen Technologien, um gemeinsam mit dem Schulteam Prozesse neu zu denken und gemeinsam eine Kultur für den digitalen Wandel zu gestalten. Es ist aber auch im digitalen Zeitalter das Individuum, welches durch seine Neugier, Kreativität und seinen Mut neue Wege einzuschlagen, Schule und Unterricht weiterentwickelt. Die Thematisierung der «digitalen Fitness» im MAG und MAB bietet einerseits den einen Lehrpersonen eine Chance, ihre bisher quasi unsichtbaren digitalen Qualifikationen sichtbar zu machen. Anderseits fordert es Lehrpersonen, die bisher wenig bis gar nicht auf ihr digitale Fitness geachtet haben, auf, darüber nachzudenken und hoffentlich weitere Schritt zu tun. Für die Schule ist dies eine Win-Win-Situation.

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2 Gedanken zu „Personalentwicklung im digitalen Wandel“

  1. Dieser Blog-Artikel von Simone Büchi hat mich sehr angesprochen und ich denke, es wird Zeit, dass sich Lehrpersonen auf ganz neue Art und Weisen präsentieren. Sie müssen zeigen, dass sie die 4Ks: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken beherrschen. Und das beginnt schon bei der Bewerbung. Zeiten mit Bewerbungsschreiben Arial 12 Punkt und einen tabellarischen Lebenslauf gehören definitiv der Vergangenheit an!

    Der sich bewerbende Lehrperson muss es gelingen, nicht nur zu zeigen, was ihr/ihm wichtig ist, sondern auch, welche Kompetenzen sie mitbringt und wie das ganz konkret im Unterricht aussehen soll. Am besten mit einigen Highlights-Beispielen aus eigenen Lektionsreihen angereichert. Auf einer digitalen Bewerbung lassen sich diese Kompetenzen und Leidenschaften viel besser zeigen als auf Papier. Und warum nicht ein kurzes Video platzieren, wo ich darüber spreche und zeige, was meine Haltung und Errungenschaften mit Schülerinnen und Schülern sind? Ich bin überzeugt, dass dieser Weg über ein digitales Portfolio, ein ePortfolio gehen wird.

    Auch Schulen sollten sich bei ihren Stellenausschreibungen von einer anderen Seite zeigen. Statt eines Fotos, das den Pausenplatz zeigt und einer Auflistung von E-Mail-Adressen für die Kontaktaufnahme, sollte ein vertiefter Einblick ins pädagogische Profil der Schule sichtbar sein (und dabei meine ich nicht ein Leitbild mit 15 Punkten!), damit sich genau die Lehrpersonen bewerben, auf welche dieses Profil passt und die Schulleitung sich nicht mit Bewerbungen herumschlagen muss, welche sich kaum unterscheiden. Bzw. Lehrpersonen sich bewerben, die nur einen Teil dessen abdecken können, was der Schule noch fehlt.

    Meine Aufmerksamkeit hat eine Sekundarschule geweckt, welche nebst einem Teamfoto “nur” ein Vorstellungsvideo, welches von Schülerinnen und Schülern gemacht wurde, auf ihrer Webseite platziert hatte. Der Einblick in die Schule und die Wertschätzung gegenüber diesen Jugendlichen hat mich bewogen, mich auf diese Stelle zu bewerben. Selber habe ich eine Landingpage (eine scrollbare Webseite) aufgebaut und meine Stärken kurz beschrieben und einige digitalen Kompetenzen, welche ich aufweise, und diese Projektbeispiele aus meinem Unterricht angereichert. Das hat Eindruck gemacht und mir die Tür zu einem Vorstellungsgespräch und schlussendlich einer Anstellung geführt: der Start erfolgt nach den Sommerferien 2021.

    Um sich das Beschriebene besser vorstellen zu können, habe ich eine anonymisierte Demo-Bewerbung auf https://sekundarlehrer.ch/mike.muster aufgeschaltet. Und neben den 4K’s kann die Lehrperson auch gleich noch zeigen, dass sie selber über die Lehrplan21-Anwendungskompetenz “Publizieren” verfügt.

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