Zur Pensionierung von Andreas Meier – eine Zeitreise über 30 Jahre Bildung und ICT

Ende Oktober 2018 ging Andreas Meier nach über 30jähriger Tätigkeit als «Bildungsinformatiker» in der kantonalen Berufsbildung in Pension. Ein geeigneter Anlass einen Stopp einzulegen und auf ein paar markante Wegmarken zurück zu blicken. Im Vordergrund stehen die fundamentalen Veränderungen im Lehren, Lernen und in der technologischen Entwicklung. Zentrale Aspekte, die immer wieder auftauchen, sind die Individualisierung, die Globalisierung und die Beschleunigung der Veränderungen. Die in den Titeln gesetzten Jahreszahlen sind lediglich Ankerpunkte und bilden somit nur eine Momentaufnahme über länger dauernde Entwicklungsprozesse in unserer Zeitreise.

1979 Lancierung von MicroNET durch Compuserve – 1. Öffentliche Onlineplattform

Online Plattformen spielen als Inkubator für die technologische Entwicklung eine entscheidende Rolle. Waren bisher Computersysteme hauptsächlich auf Institutionen ausgerichtet, kommt mit MicroNET ein Angebot auf den Markt, das erstmals für private Anwender und ihre Personal Computer konzipiert ist. Eine E-Mail-Lösung und Diskussionsforen (Special Interest Groups (SIG)) ermöglichen die einfache Kontaktaufnahme mit Leuten rund um den Globus über die ersten Datennetze. Im Vordergrund stehen Börsenkurse, Wetterdaten, Reisehinweise und natürlich all die technischen Fragen und Antworten rund um die aufstrebenden Personal Computer. Direkte Onlineanfragen an Fachexpertinnen und Fachexperten liefern viel rascher Antworten, als Anfragen an Lehrpersonen und Wissensträger innerhalb der Institutionen, die in diesem Gebiet noch gar nicht aktiv sind.

Bild: Screen CompuServe Information Manager © winworldpc.com / Creative Commons Attribution Share Alike 4.0 International

Das waren quasi die ersten Flügelschläge des Schmetterlings. Niemand konnte sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen, welche gigantische technologische Flutwelle die Gesellschafft überrollen wird.

1981 Personal Computer: IBM PC 5150

Mit der Lancierung des IBM PC steigt 1981 ein grosser EDV Dienstleister ins Personal Computer Geschäft ein. Die Rechenkapazität ist nicht mehr irgendwo zentral stationiert und einzelne Bildschirme (Terminals) werden daran angebunden. Die Rechenkapazität ist dort, wo die Leute arbeiten. Die Tischcomputer erlauben im Vergleich zu Grosscomputern viel flexiblere Nutzungsmöglichkeiten bezüglich Programmierung und Arbeitseinsatz. Es braucht kein Rechenzentrumpersonal mehr für die individuelle Datenverarbeitung. Die Technologie ist plötzlich näher am Menschen, persönlicher und direkter bedienbar.

Bundesarchiv B 145 Bild-F077948-0006, Jugend-Computerschule mit IBM-PC ©CC BY-SA 3.0 de

Mit Apple Macintosh kommt 1984 mit der Maus und der grafischen Oberfläche, ein Bedienkonzept, das wesentlich einfacher zu lernen ist als die Zeileneingabe von Befehlen bei DOS oder anderen Betriebssystemen. Die prägende Metapher des Büroarbeitsplatzes taucht noch heute in verschiedenen Bezeichnungen einzelner Systemelemente auf. Die Idee dahinter ist, die Komplexität und den damit verbundenen Lernaufwand für die Bedienung zu reduzieren. Die Produktivität und Effizienz des Werkzeugs erhöhen sich dadurch.

In diese Zeit fällt auch die Einsicht in der Berufsbildung, dass der Personal Computer die Berufswelt nachhaltig verändern wird. Da die Systempreise für Private sehr teuer sind, hat die Schule die Rolle als «Technology enabler» inne. Mit der Beschaffung von Computern und der Einrichtung von Computerzimmern ermöglicht sie allen den Zugang zu den neuen Technologien. Hier starten auch die Aktivitäten von Andreas Meier.

By w:User:Grm wnr – Modifications of Image:Macintosh 128k.jpg and w:Image:Macintosh 128k No Text.jpg, CC BY-SA 3.0, Link

Viel Energie und Mittel fliessen in die Weiterbildung von Lehrpersonen. Im Vordergrund stehen Kurse zur Bedienung der Soft- und Hardware. In zweiter Linie fliessen auch didaktische Aspekte ein. Wie soll man ein Computer-Zimmer einrichten? Frontal Unterricht, so dass die Lernenden hinter den Maschinen verschwinden oder im Rondell, dass auf einen Blick alle Bildschirme einsehbar sind?  

Um ca. 1989 werden die Personal Computer in Form von Portables und Notebooks noch persönlicher und individueller. Das geringere Gewicht erlaubt es die Geräte mitzutragen und zu Hause oder am Arbeitsplatz auch einzusetzen. Hard- und Software-Entwicklung treiben sich gegenseitig an. Schnellere Hardware mit mehr Prozessorleistung und Speicher ermöglicht umfangreichere und komplexere Softwarelösungen. Grössere Softwarelösungen erfordern hardwareseitig mehr Leistung.

Die Lernenden sind im Fachunterricht durch Branchenlösungen mit Informatikmitteln konfrontiert. Im ABU liegt der Akzent auf der Text-Produktion, Präsentation und der Berechnung von Tabellen. Die kurzen Innovationszyklen der Hardware lenken etwas ab von pädagogischen didaktischen Fragestellungen, die sich mit persönlichen Arbeitsgeräten ergeben. Die Verwaltungsbudgetplanung, mit der vierjährigen Legislatur erweist sich im Verhältnis zur Entwicklungsgeschwindigkeit als sehr schwerfällig. Ab 2001 lanciert die ETH das Projekt Neptun. Sie evaluiert für die Studierenden und Dozierenden Laptops im Hinblick auf beste Qualität und höchste Leistung. Durch Sammelbestellungen lässt sich ein grosser Preisnachlass erzielen. Bei Systempreisen um 7’000.- CHF fallen 30% ins Gewicht. Später wird das Neptun-Projekt auch für die Sek2-Schulen des Kantons Zürich geöffnet.

https://www.projektneptun.ch/

1993 Lancierung Portable Document Format PDF

Die durch Dokumente geprägte Geschäfts- und Verwaltungswelt findet im PDF einen Austauschstandard, der sich heute weitgehend etabliert hat und auf praktisch allen Plattformen lesbar ist. Vertiefungs- und Maturitätsarbeiten, Arbeitsblätter von Lehrpersonen, Aufgabenstellungen, Unterrichtsunterlagen, Offerten, Rechnungen, Betriebsanleitungen alles was Text und Bild basiert ist und sogar interaktive Formulare sind wichtige Erzeugnisse dieser Technologie. Besonders attraktiv für den Bildungsbereich sind die vielfältigen Möglichkeiten, Kommentare und Ergänzungen anzubringen.

1993 World Wide Web

Mit dem World Wide Web wird die Datenkommunikation über das Internet in breiten Kreisen salonfähig. Das einfache Bedienkonzept mit einer grafischen Oberfläche (Hypertext), Schaltflächen mit Links, die die kryptischen Adressen (URLs) enthalten, ein einfaches Verbindungsprotokoll (HTTPS) und ein rasch wachsendes Informationsangebot machen das System attraktiv. Andreas Meier wirkt aktiv an den ersten Websites berufsbildung.ch und access.ch/berufsbildung mit. Das Informationsangebot nimmt in dieser Zeit rasch zu und ist global verfügbar. Verlage publizieren Online-Ausgaben ihrer Printprodukte. Der nationale TV-Sender erweitert sein Senderportfolio mit Online-Streaming-Angeboten.

https://web.archive.org/web/19970217201555/http://www.access.ch/berufsbildung/

Längst gilt heute online first. Ein Zeitungsportal bringt auch Bewegtbild und Tonbeiträge und TV-Anstalten publizieren auch Textbeiträge. Online Lehrmittel, Onlinelernplattformen, Wikipedia, Youtube etc. senken die Schwellen für Lernende zum Zugang von Fachwissen massiv. Ein weiterer Fundus sind die vielen Erklärvideos, die Firmen zu ihren Produkten und Dienstleistungen anbieten.

Mit der Vernetzung von Personen und Inhalten ist ein Konstrukt entstanden, das den Zugriff auf Faktenwissen ohne weitere Informationsvermittler möglich macht.

1996 Modularisierung der Bildung Schweizerische Modulzentrale

Der rasche technologische Wandel pflügt eine erste Furche durch die Bildungslandschaft. Das Konzept der Modularisierung findet bereits Ende der 60er Jahre Verwendung in der Computerprogrammierung. Im Vordergrund steht die Reduktion der Komplexität des Programmcodes und die Wiederverwendung einmal programmierter Lösungen. Niklaus Wirth von der ETH Zürich entwirft mit «Modula» eine eigens auf Modularisierung ausgerichtete Programmiersprache. Die Ideen der Modularisierung finden auch in der Bildung ihren Niederschlag mit ähnlichen Beweggründen. Umfangreiche Lernzielkataloge und Lehrpläne lassen sich über Module besser gliedern. Der rasche technologische Wandel erfordert, dass man einzelne Elemente einer Bildungseinheit schnell aktualisieren kann, ohne dass das ganze System davon betroffen ist. Personen, die bereits ein Modul im Rahmen einer Ausbildung absolviert haben, müssen dieses nicht wiederholen, wenn es im Kontext einer anderen Weiterbildung auch vorkommt.

1996 Personal Digital Assistent

Das Konzept der digitalen persönlichen Assistenten bringt die Vernetzung und die Informationen nochmals näher zu den Leuten. Der Palmpilot hat Platz in einer Hosen- oder Handtasche und eignet sich, um Termine und Kontakte zu verwalten, kurze Texte zu erfassen und in späteren Versionen auch Ton, Bild und Video-Aufzeichnungen herzustellen. Auf die Geräte zugeschnittene Schulverwaltungsfachapplikationen finden in den USA auch im Bildungsbereich Verbreitung. Die fachliche Begleitung von Lehrpersonen mit der Aufnahme von Videosequenzen für nachträglicher Besprechungen sind möglich. Die Lernenden finden Stundenpläne, Kontaktdaten, Campus-Informationen, Lexika und Vokabeltrainer auf dem Gerät und können es sogar als Zahlsystem einsetzen. Bei verschiedenen Versuchen im Bildungsbereich, ist das grösste Problem, dass am Ende des Projekts die Lernenden das Gerät nichtmehr abgeben wollen. Mit den PDAs nehmen die Freiheitsgrade der Lernenden nochmals deutlich zu.

Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Palmpilot5000_eu.png

1996 Schweizer Mediendatenbank (SMD)

In diesem Jahr gründen die Verlagshäuser Ringier (Zofingen) und Tamedia (Zürich) und die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft die schweizerische Mediendatenbank. Sie enthält Artikel der Zeitungen und Zeitschriften der beteiligten Verlage im Volltext. Weiter sind die Artikel der meisten Schweizer Tages- und Wochenzeitungen ebenfalls im Volltext verfügbar. 2002 wird ein Consumer-Zugang via Website  www.swissdox.ch eingerichtet. Für die Sek2-Stufe ist sie über all die Jahre ein wichtiges Archiv für den Start von Recherchen für Matura- und Vertiefungsarbeiten. Andreas Meier wirkt an den ersten Vertragsverhandlungen zwischen Kanton Zürich und SMD mit.

1998: Suchmaschine Google

Die Anzahl der publizierten Inhalte steigt zu Beginn des World Wide Web rasant an. Die Nadel im Heuhaufen zu finden, ist eine reale Herausforderung. Google löst das mit ihrer Suchmaschine auf einfache und effiziente Weise. Im Vergleich zu den anderen Suchmaschinen z.B. Altavista oder Yahoo, findet Google mit seinen Relevanz-Algorithmen schnell qualitativ gute Inhalte. Dementsprechend steigt der Nutzen des Internets für den Bildungsbereich. 2004 findet das Verb googeln Eingang in den Duden.

2001 Schulen ans Internet

Die Vorstellung, dass Schulen zwingend am Internet angeschlossen sein sollten, setzt sich bei vielen Bildungsverantwortlichen in den Köpfen fest. Im Rahmen der Initiative Public-Privat-Partnership lanciert der Bund mit Swisscom ein Internet-Access-Angebot für Volks- und Sek2-Schulen. Der Kanton Zürich beteiligte sich in einer frühen Phase am Projekt und trägt massgeblich zum Netzdesign bei. Erstmals erhält die LAN-Infrastruktur als Zubringer zum Internet eine besondere Bedeutung. Dort wo man bis anhin auf LANs verzichtet hat, fehlen diese nun für einen schnellen Anschluss ans Netz

2004 Gründung Facebook

Socialmedia bildet ein weiteres Kapitel, das den Lernenden mehr Vernetzung, Flexibilität und direkte Kommunikation untereinander ermöglicht. Mit klassischen Schneeballeffekten von Freund zu Freund vom Freund lassen sich schnell grosse Reichweiten erzielen. Die aktive Bewirtschaftung von Freundschaftsvorschlägen anhand verschiedener geographischer und biographischer Kriterien führen zu einer schnellen Vernetzung. Klassenbücher, Terminverwaltung, Informationsaustausch, aber auch Mobbing sind Aktivitäten im Bildungskontext.

Heute ist Facebook durch verschiedene Datenskandale entmystifiziert. Die technologische Verknüpfung von Whatsapp, Instagram und Facebook wird von vielen mit Argwohn beobachtet.

2007 Apple iPhone

Mit dem iPhone werden die PDAs zum Konsumgut. Mit dem Konzept der Apps und des Appstore kommen die Anwendungen näher zu den Nutzern. Komplexe Client-Server Installationen, die durch den IT-Support zentral administriert wurden, erhalten mit diesem Konzept Konkurrenz. Installation von Software per Knopfdruck aus dem App-Store oder via Google-Play erfordern kein grosses technisches Know-How. Mit den Smartphones und dem rasch wachsenden Internet kommen auch die Clouddienste. Egal auf welchem Gerät man gerade arbeitet, überall sind die Daten via Cloud verfügbar. In mindestens einem Milieu musst man Mitglied sein, entweder Apple oder Google. Windows hat den Schritt von der Dekstop Computerwelt in die Welt der Smartphones nicht wirklich geschafft. Mit Office365 ist aber ein dem Datenschutz konformes Cloud-Angebot in vielen Schulen verbreitet.

2007 Harmos-Konkordat, zunehmende Mobilität der Arbeitskräfte

Die Grundidee des Harmos-Konkordat ist, dass sich die Kantone in wesentlichen Punkten der staatlichen Bildung angleichen: Schuleintrittsalter, Schulpflicht, Dauer und Ziele der Bildungsstufen, sowie Übergänge und Anerkennung von Abschlüssen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die infolge der Verschiebung des Stellengangebots den Kanton wechseln müssen, sollten keinen Nachteil haben, wenn ihre Kinder und Jugendlichen auf ein anderes Schulsystem treffen. Die Ziele der Bildungsstufen umfassen Kenntnisse und grundlegende Kompetenzen. Mit der Kompetenzorientierung wechselt der Fokus von der Frage, was durch die Lehrperson vermittelt wurde, zur Frage, was die Lernenden effektiv können. Mit der Einführung des Lehrplan21 2018 kommt auch ein neues Fach, Medien+Informatik, in die Schule. Neben Informatik- und Medienkompetenz, wird in einem integrativen Ansatz in den anderen Fächern die Anwenderkompetenz vermittelt.

2008 Selbstorganisiertes Lernen

Der rasche technologische Wandel akzentuiert das Bewusstsein, dass der Mensch zwingend auf lebenslanges Lernen angewiesen ist. Weitere Motivatoren wie Sparrunden bei Schulen und die Erwartung der Hochschulen bezüglich Fähigkeit der Studierenden zum selbständigen lernen, führen dazu, dass der Kanton Zürich ein Projekt «Selbst organisiertes Lernen an gymnasialen Mittelschulen – neue Lehr- und Lernformen (2008-2011)» lanciert.

Mit den via Internet verfügbaren Ressourcen und Kontakten ist eine gute Basis für selbstorganisiertes Lernen geschaffen. Mit der hohen Verfügbarkeit des Internet und Computern im heimischen Umfeld, sind für die Lernenden die erforderlichen Werkzeuge und Produktionsmittel vorhanden.

Im Kontext der Berufsbildung etabliert sich ein Community-Treff zum Thema selbstorganisiertes Lernen, der heute als Verein aktiv ist. https://www.facebook.com/solearn.live

2010 Bildung im Netz

In den nachfolgenden Jahren veränderte sich der Fokus der Aktivitäten der Fachstelle vermehrt auf konzeptuelle und strategische Aspekte von Bildung und ICT. «Bildung im Netz» war ein wegweisendes Grundlagenpapier für die weitere Entwicklung von ICT an den Schulen. Die Grundidee umfasste eine professionelle Basisinfrastruktur mit einer leistungsfähigen Internetanbindung, sowie persönlichen mobilen Geräten für Lehrpersonen und Lernende. Ein wichtiges Argument war die Entlastung der Schulen bezüglich technischer und juristischer Herausforderungen beim Aufbau von Netzen, die den Zugang aller Geräte am Schulstandort ermöglichen sollten. Ein weiteres Argument war, dass die Schulen genügend Ressourcen für den pädagogischen Fokus auf die Thematik Bildung und ICT benötigen. Dass diese Herausforderungen eher zu- als abnehmen zeigt die nachfolgende Entwicklung.

https://wiki.edu-ict.zh.ch/dossier/bin/index

2016 Hybride Lernräume

Bildung wird nicht mehr nur als am schulischen Standort organisierte Lehr- und Lernprozesse verstanden. Hybride Lernräume schliessen neben der physischen Lernwelt auch die Möglichkeiten von digitalen Lernwelten mit ein.

Bild: Physischer Raum, Sozialer Raum, Digitaler Raum

Die digitale Lernwelt bietet den bestechenden Vorteil, dass sie an keinen Standort gebunden ist. Sie ist sowohl in der privaten Welt, am Arbeitsplatz und in der Schule gleichermassen verfügbar. Die Präsenz der Sek2-Bildung im digitalen Raum ist noch nicht so weit fortgeschritten wie bei den Hochschulen. In der Vergangenheit stellte sich bei diesen das Problem, wie man die Studierenden in den Digitalen Raum bringt, mittels geeigneter E-Learning Plattformen und Angeboten. Heute sind diese gut aufgenommen und die Herausforderung der Bildungsinstitutionen ist nun, wie man die Studierenden in den physischen Raum am Schulstandort bringt. Bis die Sek2 mit dieser Probelmatik konfrontiert ist, vergeht noch etwas Zeit.

2018 Teach Robot / KISysteme

Ein weiteres Thema, das immer wieder in Zyklen auftaucht, ist die künstliche Intelligenz. Die FHNW hat ein Projekt zur Thematik soziale Roboter lanciert. Für Pädagogen ist die Entwicklung aus zwei Perspektiven interessant.

Mit der Schulung und dem Training von Robotern eröffnet sich ein neues Arbeitsfeld für Pädagogen oder Robogogen. Die Schulung von Robotern, damit sie ihre Tätigkeit ordentlich ausführen können, ist eine grosse Herausforderung, die sowohl technisches als auch lerntheoretisches Knowhow voraussetzt.

Durch die Unterstützung von Robotern im Bildungssetting lässt sich die Lehrperson entlasten. Verteilung von Schulmaterial, Terminvereinbarungen, automatische Überprüfung der Lernfortschritte, Korrektur von Prüfungen etc. sind Arbeiten, die ein sozialer Roboter der Lehrperson abnehmen kann.

Allerdings impliziert diese Entwicklung die Gefahr, dass es die Lernenden der Lehrperson gleichtun wollen und für die Optimierung der Lernaufwände ebenfalls einen Roboter einsetzen. Im Extremfall unterrichtet ein Teachrobot die Studentrobots. Mein Studentrobot wird sich bei mir melden, wenn es etwas Substantielles zu Lernen gibt, das ich zwingend selber wissen muss.

Dieses Gedankenexperiment öffnet die Frage, welche Bildung künftig benötigt wird.

2018 Entlehrt Euch

Der Titel dieses Buches von Rolf Arnold bringt es mit dem Wortspiel entlehrt – entleert Euch, am besten auf den Punkt, was im Hinblick auf die Veränderung des Bildungssystems wichtig wäre.

https://www.hep-verlag.ch/entlehrt-euch

„Bildung folgt vielerorts immer noch administrativen Vorgaben gegenüber denen die Einsichten der Lern- und Hirnforschung zur Nachhaltigkeit der Kompetenzentwicklung und zur Kraft des informellen und selbstorganisierten Lernens sich nur schwer Gehör verschaffen können.“

Heute nimmt in Bildungsinstitutionen die Vermittlung von Fachwissen nach wie vor einen Löwenanteil der Zeit in Anspruch. Nachhaltigere Modelle wären:

  • die Vermittlung des Fachwissens auf ein paar Kernthemen zu reduzieren.
  • Den Anteil des Selbstorganisierten Lernens massiv zu erhöhen und
  • individuelle Unterstützung beim Lernen anzubieten.

2019 Was bringt die Zukunft

Mit der Weiterentwicklung der Smartphones und Cloudservices werden sich die Kulturtechniken weiter verändern. Die Speach to Text Services wie Alexa oder Siri schreiben bereits heute Texte, die orthographisch auf einem hohen Niveau sind. Automatische Transkriptionen von Filmbeiträgen erzeugen durchsuchbare Textarchive. Der Zugang zu Inhalten in Filmbeiträgen wird so wesentlich vereinfacht und verleiht diesem Medium weiter an Bedeutung. Leistungsfähige Cameras und einfach zu Bedienende Apps erlauben es Sachverhalte mittels Bild, Bewegtbild und Ton festzuhalten, zu bearbeiten und einfach wieder zu publizieren.

Mit der Entortung der Bildungsaktivitäten verlieren die etablierten staatlichen Bildungsinstitutionen tendenziell ihr Alleinstellungsmerkmal. Alternative Bildungskonzepte und Bildungswege sind heute bereits in der physischen Welt verfügbar, siehe Artikel in der NZZ «Für die Matura ins Ausland» (René Donzé 20.10.2018).

Bezieht man jetzige und künftige Entwicklungen im Digitalen Lernraum mit ein, z.B. Fernabitur oder Camebridge A Level so wird sich diese Tendenz in Zukunft wesentlich verstärken.

Die rasch wachsenden Handlungsoptionen der Lernenden im Digitalen Lernraum führen zu einer neuen Bildungslandschaft:

«education is essential, schools are not»

Die Frage, wie man unter Einbezug digitaler Werkzeuge das Lernen und Lehren verändern kann, stand bei Andreas Meier immer im Vordergrund. Seine Erfahrungen an der EB Zürich liessen ihn den Wandel der Bildung von einer formalen vermittlungsorientierten Lehrperspektive zu einer selbstgesteuerten informellen Lernperspektive hautnah miterleben und selber praktizieren. Somit ist er für seinen weiteren Lebensweg als technologieaffiner Senior bestens gerüstet für das lebenslange Lernen.

Teaserbild: pixabay.com

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