Lernen im digitalen Zeitalter

In ihrem Blogbeitrag macht Lisa Rosa, Bildungsentwicklerin am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg, eine Auslegeordnung zum Thema «Lernen im digitalen Zeitalter. Einleitend analysiert sie das heutige Bildungsverständnis und die dabei den Medien zukommende Rolle als Werkzeuge und Container für die Wissensvermittlung. Daraus leitet sie folgende Feststellung ab:

«Wir müssen uns also etwas anderes unter Medien vorstellen, um einigermaßen zu verstehen, was da gesamtgesellschaftlich vor sich geht, als dass sie bloß ein beliebiges Werkzeug am letzten Ende unserer Unterrichtsgestaltung sind.»

Um die Rolle der Medien beim Lernen und Lehren neu zu verorten stellt sie Überlegungen zum Zusammenhang zwischen der gesellschaftlich-kulturellen Entwicklung und den Informations- und Kommunikations-Medien in verschiedenen gesellschaftlichen Epochen an.

«Das Medium ist sozusagen der gesamte „Kulturraum, geschaffen durch das Medium und gleichzeitig in ihm enthalten, in dem das Lernen stattfindet. Das ist das postmoderne Medienverständnis.»

Weiter thematisiert sie in ihrem Beitrag die Frage , wie sich Wissen und Lernen unter den Prämissen des Digitalen verändert und welche Herausforderungen für die Lernprozess-Organisation im Unterricht ergeben.

«Nur im Austausch mit Anderen ist Wissen möglich. Und Wissen ist nur, wenn es angewendet wird, also wieder in Tätigkeit umgesetzt wird. Wissen ist also weniger ein Zustand als ein Prozess. … Netzwerken als Tätigkeit und Netzwerke als Strukturen … wird die dominante Struktur der kommenden Epoche.»

«Im Medienalltag außerhalb der Schule ist das neue Lernverständnis und viel mehr das Praxisverhalten schon fest etabliert. Jeder der googelt, um seine plötzlich auftretenden Schmerzen erklären zu können – und zwar bevor er überhaupt einen Arzt konsultiert – verhält sich nach diesem neuen Lernverständnis: Er nutzt die aktuellen Medien, um problemorientiert, autodidaktisch und im Austausch mit Anderen nach seinem persönlichen Sinn zu lernen

Als gute Möglichkeit diese Herausforderungen anzugehen, sieht sie die Methode des Projektlernens.

Jetzt aber sieht man sowohl in der Wirtschaft als auch zunehmend in pädagogischen Kreisen diese Lernform mit neuen Augen: denn sie ist problemorientiert, fördert Kritikfähigkeit und Selbstständigkeit und nicht zuletzt: Die Fähigkeit der Lernenden, sich selbst persönlich zu einem Thema/einem Gegenstand in Beziehung zu setzen und mit Engagement zu lernen.

Abschliessend geht sie noch auf die Frage ein, wie sich Lehrpersonen für das Lernen und Lehren im digitalen Zeitalter fit machen können. Als Methode empfiehlt sie professionelle Lerngemeinschaften und persönliche Lernnetzwerke, abgekürzt PLG – PLN.

«Das, was ich  „organisiertes Fachsimpeln“ nenne, braucht die digitalen Medien, denn es geht um Netzwerken und selbstgesteuertes Lernen unter Lehrern als Fachleuten. Das unterscheidet sich von der z.T. immer noch sehr bevormundenden und daher auch unbeliebten Art der Lehrerfortbildung, die Lehrer unterrichtet und wieder zu Schülern im herkömmlichen Sinne macht.»

In einem anderen, sich teilweise inhaltlich überschneidenden Blogbeitrag zeigt sie auf, welche gesellschaftliche Akteure in Deutschland welche «digitale Bildungsrevolution» wollen und wer dafür die Konzepte für die Bildung, den Unterricht und für die Lehrpersonen-Bildung macht. Eine solche Analyse als Ausgangspunkt für die Ausgestaltung des Lernens im digitalen Zeitalter wäre auch in unseren Breitengraden zu begrüssen.

Bei der Ausgestaltung des Lernens im digitalen Zeitalter gilt es weiter zu klären, wie weit die aktuellen Prozesse in Schule und Unterricht digital unterstützt oder angereichert werden sollen oder ob man den digitalen Wandel in Gesellschaft und Wirtschaft zum Anlass nehmen will, das schulische Lernen und Lehren – analog der schon länger laufenden Diskussion beim betrieblichen Lernen – grundsätzlicher zu überdenken.

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