Ein Gastbeitrag von Thomas Staub, PHZH
Lehrpersonen benötigen eine breite Palette von digitalen Kompetenzen für ihren Unterricht, ihre Arbeitsorganisation und für die Kommunikation im Team, mit Eltern und Behörden. Anstatt im Alleingang macht sich idealerweise ein ganzes Schulteam auf den Weg zur Vertiefung persönlicher Digitalkompetenzen. Das gemeinsame Lernen wird zu einem vereinbarten Schulentwicklungsprozess und ermöglicht nachhaltiges Lernen im Team.
Was kann ich, was will ich lernen?
Wer Neues im Umgang mit digitalen Medien lernen möchte, beginnt am besten mit einer Standortbestimmung: Wie nutze ich digitale Medien in meinem beruflichen Alltag? Was gelingt mir gut? Wo sehe ich für mich Handlungsbedarf? Was möchte ich dazulernen? Die offen zugängliche Lernplattform digibasics.ch bietet dafür den «Digibot» an. In einer kurzen Interaktion mit dem Chatbot werden die digitalen Kompetenzen allgemein erfragt und in einer Empfehlung für passende Lernmodule zusammengefasst. Einzelne Lernmodule bieten umfangreiche anwendungsbezogene Selbsttests an und stellen gleich die benötigten Lerninhalte in übersichtlicher Form zur Verfügung, beispielsweise zu basalen Anwendungskompetenzen für die Arbeit mit «Bild, Audio & Video».

Der «Digibot» auf digibasisc.ch
Kartenset «Digitale Basiskompetenzen»
Einen etwas anderen Ansatz verfolgt das Kartenset der PHZH. Dieses unterstützt die Lehrpersonen bei ihrer Selbsteinschätzung und dient als Orientierungshilfe, um vom aktuellen Stand zum individuellen Lernvorhaben zu gelangen: http://kompassdigitalerwandel.ch/dk/
Bewusst wurden die Indikatoren allgemein gehalten. Zu jeder Karte gibt es Webressourcen mit einer Einordnung in Form eines kurzen Videos, weiterführenden Informationen und Materialien sowie Weiterbildungsangeboten.
Das Kartenset kann im Zielvereinbarungsgespräch mit der Schulleitung, bei schulinternen Weiterbildungen oder in Lerngruppen genutzt werden, um den eigenen Entwicklungsbedarf zu klären und daraus ein Lernvorhaben abzuleiten. Obwohl Lehrpersonen Expert:innen fürs Lernen sind, fällt es ihnen nicht immer leicht, sich konkrete Ziele zu setzen und den Lernprozess zu planen. Eine Strukturierungshilfe wie der Canvas «Meine digitalen Kompetenzen» kann dabei helfen, das eigene Lernvorhaben zu konkretisieren.
Nachdem die Lehrpersonen ihr persönliches Ziel definiert haben, können sie mit den Lernmodulen von digibasics.ch, mit Lernressourcen und sogenannten Praxisaufgaben an ihrem Lernvorhaben arbeiten.

Auslegeordnung mit dem Kartenset «Digitale Kompetenzen von Lehrpersonen» und Canvas für das Lernvorhaben
Das eigene Lernen sichtbar machen
Ein selbstständig gestalteter Lernprozess erfordert eine systematische Dokumentation und Reflexion. Ein wertvolles Instrument hierfür ist das ePortfolio, eine (digitale) Sammelmappe, mit der die Lernenden ihren individuellen Prozess dokumentieren und reflektieren. Sich die eigenen Lernfortschritte zu vergegenwärtigen und nach aussen sichtbar zu machen, trägt wesentlich zum Aufbau und zur Erweiterung von Kompetenzen bei. Damit das Sichtbarmachen des Lernens nicht als verordnete Alibiübung, sondern als sinnstiftendes Instrument erlebt wird, muss es in eine Kultur des gemeinsamen Lernens im Schulteam eingebettet sein und von allen Beteiligten mitgetragen werden. Dies ist ein anspruchsvoller und langfristiger Schulentwicklungsprozess. Zudemkönnen die Lehrpersonen ihre Erfahrungen mit der Dokumentation des eigenen Lernprozesses später auf die Lernbegleitung ihrer Schülerinnen und Schüler übertragen.

Die Umsetzung eines eigenen Lernvorhabens im Schulteam ist kein Selbstläufer. Folgende Gelingensbedingungen tragen entscheidend dazu bei, dass die Lehrpersonen sich auf den Lernprozess einlassen und ihr Vorhaben im Alltag angehen.
Start mit gemeinsamem Kick-off
Als Kick-off für diese Personalentwicklungsmassnahme kann eine schulinterne Weiterbildung genutzt werden, in der sich die Teammitglieder mit den Kompetenzbereichen auseinandersetzen, sich im Team darüber austauschen und Lerngemeinschaften bilden. Der regelmässige Austausch und die gegenseitige Unterstützung wirken sich positiv auf die Motivation aus und gewährleisten eine nachhaltige Entwicklung.
In Zusammenarbeit mit dem Volksschulamt des Kantons Zürich bietet die PHZH ein neues Weiterbildungsformat an. Das Angebot unterstützt Leitungspersonen – Schulleitungen, Fachstellen, Pädagogische ICT-Supportpersonen (PICTS) – einen Entwicklungsprozess an ihrer Schule anzustossen und eine schulinterne Weiterbildung in ihrem Team selbst zu gestalten.
Zum Angebot: Digitale Kompetenzen von Lehrpersonen als Schulentwicklungsprozess
Unterstützung durch die PICTS-Person
Eine wichtige Rolle spielt auch die pädagogische ICT-Supportperson (PICTS), welche die Lehrperson im Lernprozess fachlich begleitet und bei Schwierigkeiten unterstützt. Der PICTS bietet beispielsweise Kurzinputs zu unterschiedlichen Themen an oder steht während eines PICTS-Kaffees für individuelle Coachings zur Verfügung. Es darf aber nicht darauf hinauslaufen, dass die Supportperson den Lernprozess kontrolliert. In ihrer Rolle als rahmengebende Instanz ist die Schulleitung einerseits für die Bereitstellung der notwendigen Ressourcen zuständig, andererseits schafft sie die nötige Verbindlichkeit, da sie den Prozess kontrolliert und evaluiert.
Zeitgefässe vereinbaren
Um im herausfordernden Schulalltag Zeit und Musse für die persönliche Weiterbildung zu finden, braucht es die zeitliche Ressourcen und die Lehrpersonen ihrerseits benötigen die Bereitschaft, sich auf das Lernvorhaben einzulassen und die zur Verfügung gestellte Zeit zu nutzen. Idealerweise vereinbaren die Schulteams dafür gemeinsame, fixe Zeitgefässe, in denen man sich ungestört und konzentriert vertiefen kann.
Persönliches «Mindset»
Für viele Lehrkräfte ist das Digitale herausfordernd, löst aber zuweilen auch Widerstände aus. Damit das Lernvorhaben gelingt, ist ein wachstumsorientiertem Mindset entscheidend, also die Einstellung, sich neugierig und angstfrei auf Neues einzulassen.

